Annick Schadeck & Keisuke Matsuno

Annick Schadeck & Keisuke Matsuno

8. August 2023 Aus Von Pixie

Performance im Humboldthain

Das Humbikult-Projekt
Zuerst ein paar Worte zum Humbikult-Projekt. Das is ne tolle Initiative den Betreibern des Humboldthains. Ziel ist es den Klub für künstlerischen Austausch zu öffnen – so nach dem Vorbild des einstigen Berliner Kunst- und Kulturhauses Tacheles.
Unter dem Banner “Kunst muss die Welt verändern” treten hier seit dem 18. Mai 2023
immer donnerstags DJs und Künstler jeder Kunstrichtung auf.

Aha!… dit heißt konkret..?
Jeder Abend ist individuell gestaltet, bedeutet um 20 Uhr beginnt eine Performance, Lesung, Session, Mikro-Konzert, usw. und gegen 21 Uhr sorgen DJs für gute Tanzmusik.

Normal, also fast wie jeder Klub in Berlin. Oder doch ein bischen wie damals das Tacheles?
Na klar, so wie damals im Tacheles! Kunst ist hier der Mittelpunkt des Geschehens.

Also für mich bedeutet Kunst manchmal Dinge zusammenzuführen, die nicht zusammengehören. Dadurch entstehen Energien und Symbiosen,
aber auch Abstände.

Bikash
Tänzer & Choreograph
Kurator des Humbikult-Projekts


Humbikult Programm
Mehr über die Location : Humboldthain – Klub


Humbikult Session #8 am 6.7.2023
Kollaboration: Tänzerin Annick Schadeck & Improvisationsmusiker Keisuke Matsuno

Es gab keinen Titel – kein veröffentlichtes Thema. Huch, das ist voll strange!
Aber is schon besser, um die Performance unbefangen und offen aufzunehmen.

Der Humboldthain-Klub bietet keinen großzügigen Tanzperformance-Space, eher eine intime, durch das Publikum abgegrenzte, Tanzfläche. So quasi reingequetscht zwischen Bar und DJ-Pult.
Aber diese fringe/off-beat Umgebung sollte nicht unterschätzt werden – eine erstklassige Musikanlage und diverse Beleuchtungsmöglichkeiten verstecken sich hinter dieser Kulisse. Für Tänzerinnen und Tänzern wird sogar ein Tanzteppich ausgelegt.


Die Performance
Das Publikum betrat den Raum in Kunstnebel verhangender Dunkelheit und Stille. Es lag eine Spannung in der Luft. Die ersten Klänge Keisuko’s Musik tauchten die Künstler in grünes Licht. Mit langsamen, kontrollierten Bewegungen schien Annick aus einer Erstarrung zu erwachen. Ihre Bewegungen erinnerten an ein Ringen – an einem inneren Kampf, der zuweilen in Wut ausartete, um danach in Verzweifelung und Ratlosigkeit zu versinken… ein Auf und Ab der Emotionen, die wellenartig anrollten, um dann auszubrechen und sich wieder zu beruhigen.
Annick wirkte durchweg tief in Gedanken versunken, in einer Art Selbstgespräch. Es gab keinen Blickkontakt mit Keitsuko. Farbiges Licht akzentuierte ihre Stimmungsschwankungen, manchmal schien sie das Licht und der Kunstnebel zu verschlucken und man hörte nur noch die Musik.
Keisuko saß seitlich auf einen Stuhl, permanent in grünes Licht getaucht. Auch er wirkte tief versunken in seine Musik – nachdenklich und fast unbeweglich. Er schien Annick gar nicht wahrzunehmen. Er wirkte wie ihr Gegenpol – und doch war er ihr Begleiter.

Bemerkenswert waren die Momente der Stille, in denen sich zurückzogen, um dem anderen Künstler Raum für den Ausdruck ihrer Virtuosität zu geben. So beanspruchte Annick in solchen Momenten mit großen, dynamischen Bewegungen die gesamte Weite und Tiefe ihrer Performance-Space, um sich dann wieder schrittweise räumlich zurückzunehmen, um Platz für Keitsuko’s Improvisationen zu schaffen. Die Dynamik und Wucht Keisuko’s virtuoser Klangwelt übernahm dann das künstlerische Geschehen und erfüllte den Raum.
Nach einiger Zeit leitete Annick Bewegungen zu einem neuen Thema ein, auf die Keisuke musikalisch einging. Jetzt war sie wieder dran. Es war ein faszinierender Diskurs, die Verbildlichung einer intuitiven Absprache, die den Zuschauer fragen ließ, ob die Künstler nach Absprache interagierten, oder ob sie einander überhaupt nicht wahrnahmen und nur im Moment auf ihre künstlerische Intuition hörten.

Beide Künstler beeinduckten mit der starken Bandbreite ihres Ausdrucks, der sich zwischen Extremen bewegte. Annick’s Tanz war fließend, verhalten und dann doch ausdrucksstark und temperamentvoll. Leider war es durch die Beleuchtung nicht ersichtlich, ob sie auch ihr Gesicht in ihren Ausdruckstanz miteinbezog. Auffällig war jedoch der Einsatz ihre Hände – oft das Ausklingen und i-Tüpfelchen am Ende eines Bewegungsablaufs.

Es ist schwer so eine Performance in Worte zu fassen. Zum Glück gibts ein Video mit den Highlights:


Am Abend zuvor …

Im Gespräch mit den Künstlern
Was hat euch zur eurer Performance inspiriert? Wie habt ihr euch vorbereitet?

Annick: Also wir haben in der Corona-Zeit viel im Wohnzimmer mit Bewegung und Musik ausprobiert. Ich wollte sehen, wie Keisuko’s Musik mich inspiriert,
Und da hab ich viele Parallelen gesehen – und dann haben wir es auch Sachen so einfach ausprobiert. Und dann kamen immer wieder diese Diskussionen wie er auch am liebsten spielt. Er liebt es zu improvisieren – und ich halt auch. Und wie man das dann zusammenbringen kann ohne jetzt Sachen zuviel festzulegen. Und wir haben auch gemerkt, dass die besten Sachen enststehen, wenn man wirklich veruscht im Moment einfach zu schauen ok, was ist da?

Keisuke: Ich spiele Gitarre, aber es kommt auf den Kontext an. Morgen bring ich noch ein Ding mit, das nennt sich „No imput mixing board“. Das ist quasi so ein neues Make. Da sind noch weitere Sachen angeschlossen und ich versuch so eine Einheit zu bringen. Auch mit der Gitarre.
Das ist alles ein Riesenexperiment. Aber es macht Spaß! (lacht).

Pixie sagt:
Spaß, Improvisation und ein Riesenexperiment – klingt nach Humbikult, oder?
Als Zuschauer saß man nah dran und spürte die virtuose Intensität der beiden Künstler. Fasziniered waren die Momente, in denen sie unabhängig voneinander im Einklang wirkten. Dann, wie durch Zauberhand wurde die Situation wieder aufgelöst.

Dit berührte, war aufwühlend und stimmte irjendwie nachdenklich. Beeindruckend. Top!